Evangelische Kirchen: In Solidarität mit allen, die für Flüchtlinge ein offenes Herz haben

[sc:autor autor-name=”PM: Evangelische Kirchenbezirke Balingen, Sulz, Tuttlingen, Villingen und für die katholischen Dekanate Balingen, Rottweil, Tuttlingen-Spaichingen, Schwarzwald-Baar” ]

Gemeinsame Resolution der Vorsitzenden der evangelischen Kirchenbezirke Balingen, Sulz, Tuttlingen, Villingen und der katholischen Dekanate Balingen, Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen-Spaichingen

„Wir sind erschrocken und erschüttert über die hasserfüllte Gewalt in Paris. Diese Anschläge sind letztlich ein Anschlag auf alle Menschen und auf Europa. Als Christen und über Religionen und Weltanschauungen hinweg werden wir trotz des Terrors zusammenstehen und lassen uns nicht davon abbringen Menschen aus Krisengebieten zu helfen.

Weltweit sind derzeit 60 Millionen Menschen auf der Flucht, vor allem vor Krieg, Terror und Not. Die meisten von ihnen finden Aufnahme in ihren Nachbarländern. Nur ein Bruchteil der Flüchtlinge kommt nach Europa, oft unter Strapazen und Lebensgefahr. Sie bitten um Aufnahme und Schutz.

Als Christinnen und Christen sind wir verpflichtet, uns der Hilfesuchenden anzunehmen. Jesus bezeichnet die Nächstenliebe als höchstes und wichtigstes Gebot: ‚Was ihr einem meiner geringsten Geschwister getan habt, das habt ihr mir getan. Was ihr einem meiner geringsten Geschwister nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan’ (Matthäus 25).

Wer vom ‚christlichen Abendland’ redet, ist diesen Werten verpflichtet. Es liegt an uns, unseren Glauben selbstbewusst und im Vertrauen auf Gottes Liebe zu leben und dies auch an unseren Taten erkennen zu lassen. Dies bezieht sich nachdrücklich auch auf Flüchtlinge anderer Kulturen und Religionen. Dabei geht es nie um ein Gegeneinander, sondern um ein respektvolles Miteinander.

Es ist uns unerträglich, wenn bei fremdenfeindlichen Demonstrationen christliche Kreuze mitgeführt oder Menschen mit dem Tod bedroht werden. Wir vertrauen auf einen Gott, von dem es heißt: ‚Der Herr behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen (Psalm 146,9).’ Nach der biblischen Botschaft macht Gott selbst sich zum Anwalt der Fremden und der sozial Benachteiligten. Also sind auch wir als Christinnen und Christen aufgefordert, für Fremde und Benachteiligte einzutreten.

Wir wenden uns deshalb entschieden gegen alle Formen von Fremdenhass, Rassismus und Hetze. Wir verurteilen jede Gewalt gegen Menschen und Sachen, auch alle Halbwahrheiten und Lügen, die Ängste vor Flüchtlingen schüren. Wer dies ablehnt, stellt eine Gefahr für die Rechtsordnung und den Frieden in unserem Land dar, nicht die Menschen, die bei uns Schutz suchen und um Asyl bitten.

Wir erwarten von allen Menschen, die hier leben oder leben wollen, dass sie die Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland und die demokratischen Grundlagen respektieren und einhalten.

Wir danken allen Ehren- und Hauptamtlichen, die mit hohem Einsatz sich für Flüchtlinge und für Benachteiligte in unserer Gesellschaft engagieren, und allen, die sie mit Spenden unterstützen. Sie praktizieren eine ‚Willkommenskultur’.

Derzeit besteht an vielen Orten eine große Notlage bei der Unterbringung von Flüchtlingen, die durch den anbrechenden Winter verschärft wird. Deshalb bitten wir die Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen zu prüfen, ob sie weiteren Wohnraum und weitere Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen können.

Wir bitten zudem unsere Gemeindeglieder, Wohnraum nicht leer stehen zu lassen.

Uns ist bewusst, dass vor uns allen ein langer Prozess der Aufnahme, der Integration und der Begleitung liegt. Die Herausforderungen sind groß. Sie werden uns einiges abverlangen, auch die Bereitschaft zur Veränderungen. Das alles macht uns Angst. Doch dies ist kein Grund Türen und Herzen zu verschließen. Unserem Land wurde nach dem selbstverschuldeten zweiten Weltkrieg ein Neubeginn geschenkt und für viele ist ein großer Wohlstand gewachsen.

Wir können deshalb auch solidarisch für Notleidende sorgen und auch Wohlstand mit ihnen teilen.

In Solidarität mit allen, die für Flüchtlinge ein offenes Herz haben und sich öffentlich dazu bekennen.”

Im November 2015

Für die Evangelischen Kirchenbezirke Balingen, Sulz, Tuttlingen, Villingen und für die katholischen Dekanate Balingen, Rottweil, Tuttlingen-Spaichingen, Schwarzwald-Baar:

Christa Schwarz, Vorsitzende der Bezirkssynode, und Dekan Beatus Widmann, Codekan Albrecht Knoch, evangelisches Dekanat Balingen; Wolfgang Buse, Zweiter Vorsitzender des Dekanatsrates und Dekan Anton Bock, katholisches Dekanat Balingen; Harald Müller, Vorsitzender der Bezirkssynode, und Dekan Ulrich Vallon, evangelisches Dekanat Sulz; Alicja Garcia Bernal, Zweite Vorsitzende des Dekanatsrates, und Dekan Martin Stöffelmaier, katholisches Dekanat Rottweil; Heinz Elsäßer, Vorsitzender der Bezirkssynode, und Dekan Sebastian Berghaus, evangelisches Dekanat Tuttlingen; Norbert Anton Schnee, Zweiter Vorsitzender des Dekanatsrates, und Dekan Matthias Koschar, katholisches Dekanat Tuttlingen-Spaichingen.; Evi Jobst, Vorsitzende der Bezirkssynode Villingen, und Dekan Wolfgang Rüter-Ebel, evangelisches Dekanat Villingen; Ursula Saur, Zweite Vorsitzende des Dekanatsrates, und Dekan Josef Fischer, katholisches Dekanat Schwarzwald-Baar.

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